Saisonarbeit in Deutschland: Noch immer schutzlos.
Saisonarbeitende pflücken Erdbeeren, stechen Spargel, lesen Wein – unter zum Teil widrigen Witterungsbedingungen verrichten sie harte Arbeit auf den Feldern, oft unter hohem Leistungsdruck und zu niedrigen Löhnen. Ihr Einsatz ist mit erheblichen gesundheitlichen Risiken verbunden: Doch trotz politischer Versprechen sind sie weiterhin von der gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschlossen, wenn sie als kurzfristig Beschäftigte angestellt sind.
Die Analyse von Janna Wichern und Christa Gotter zeigt die hohen gesundheitlichen Risiken der Saisonarbeit auf und wie diese im Rahmen der kurzfristigen Beschäftigung strukturell weiter begünstigt werden.
Private Erntehelferversicherungen bieten nur lückenhaften Schutz, viele notwendige Behandlungen bleiben unzugänglich oder sind mit hohen Hürden verbunden. Chronische Erkrankungen, Reha-Maßnahmen oder psychische Leiden werden von den sogenannten Erntehelferversicherungen oft gar nicht oder nur unzureichend abgedeckt. Hinzu kommen bürokratische Hürden und finanzielle Vorleistungen, die Betroffene im Ernstfall vor existenzielle Probleme stellen können.
Die Untersuchung macht deutlich: Die Praxis, Saisonarbeitskräfte im Rahmen kurzfristiger Beschäftigung sozialversicherungsfrei zu beschäftigen, wird in der Landwirtschaft strukturell und häufig missbräuchlich genutzt.
Diese Studie liefert einen wichtigen Beitrag zur Debatte um faire Arbeitsbedingungen und soziale Gerechtigkeit in der Landwirtschaft. Die Autorinnen fordern eine grundlegende Reform, um Saisonarbeitskräfte endlich in die sozialen Sicherungssysteme einzubeziehen – für mehr Gerechtigkeit und Schutz vor existenziellen Risiken.
Link zur Studie Außerhalb des Versichertenkollektivs – Gesundheitliche Risiken in der landwirtschaftlichen Saisonarbeit und ihre unzureichende Absicherung
Die Autorinnen der Studie
Janna Wichern/Kontakt: jwichern@uni-osnabrueck.de
Christa Gotter/ Kontakt: christa.gotter@peco-ev.de
Die Studie wurde gefördert von der Hans-Böckler-Stiftung